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Yukimura-ryû

Yukimura-ryû ist eine Spielart von Kinbaku, die von Yukimura Haruki entwickelt und mittlerweile weltweit unterrichtet wird. Als der achte zertifizierte Instruktor unter dem Bakushi-Namen „Harukumo“ habe ich die Harukumo-Juku eröffnet, die „Harukumo-Schule“.

Hier kann im Herzen der Schweiz erlernt werden, im Yukimura-Stil zu fesseln. Dieser Stil legt grossen Wert auf die Kommunikation zwischen den Beteiligten und ist, was die rein technische Fesselkunst betrifft, durch Einfachheit und Improvisation gekennzeichnet. Wesentlich sind harmonische, fliessende Bewegungen und geschickte Übergänge zwischen einzelnen Situationen und Posen.

Was macht Yukimura-Ryû besonders?

Der Stil wirkt zwar technisch wenig anspruchsvoll, setzt aber doch solides Grundlagenwissen und Fesselerfahrung voraus und ist daher eher für Fortgeschrittene FesslerInnen geeignet. Es wird hauptsächlich am Boden gefesselt („Newaza“), Hängefesslungen („Tsuri“) sind eher die Ausnahme (wenn auch durchaus möglich, wenn ein fortgeschrittenes Verständnis des Stils erworben ist).

Eine der grössten Stärken des Yukimura-ryû sind die fliessenden Übergänge zwischen sanftemund restriktivem Fesseln. Die enorme Bandbreite macht diesen Stil zu etwas Besonderem und auch als Ergänzung zu stärker technischen Stilen ist er ideal geeignet.

Technisch anspruchsvoll wird der Stil durch die enorme Effizienz. Jede Bewegung muss genau ausgeführt und im Timing perfekt sein. Nur dann kommt der Effekt voll zum Trage.

Einen Überblick über einige der Dinge, die diesen Stil ausmachen, findet ihr in diesem Blogeintrag.

Für wen ist der Stil interessant?

Yukimura-Ryû ist eher für Fortgeschrittene und setzt mindestens eine von zwei Fähigkeiten voraus.

Entweder: technisches Grundwissen im Shibari. Das subtile Spiel mit Emotionen und das Erzeugen von Gefühlen sind schwierig zu meistern. Darum hilft es, wenn die Lernenden schon technisches Grundwissen mitbringen, um sich voll auf diese Themen konzentrieren zu können.

Oder: Menschen, die schon Erfahrung mit intensivem emotionalem Austausch haben, können schnell Fortschritte erleben. Durch die simplen Übungsmuster ist die Lernkurve nicht so steil, was das reine Fesseln betrifft. Erfahrungen mit Yoga, Tantra, oder Tanz sind sehr gute Voraussetzungen, um direkt einsteigen zu können.

Videolessons über Vimeo: Jederzeit verfügbar

Wir bieten Videolessons an. Das heisst, wir nehmen Eure Lessons auf und laden sie für Euch auf Vimeo hoch. Keine Bange, nur Ihr habt am Ende Zugriff auf diese Videos. So könnt Ihr in Ruhe die Lektionen noch einmal anschauen, wann immer Ihr wollt.

Ready to Teach

Es ist ganz einfach: Wir stellen den Camcorder auf und zeichnen Eure Lesson auf. Dann laden wir es über unser Vimeo-Profil hoch. Um Eure Privatsphäre zu schützen, gibt es zwei Möglichkeiten:

  1. Passwortschutz auf den Videos
  2. Freigabe der Videos für Euren Usernamen
  3. Sammlung der Videos in einem „Album“ und Freigabe des Albums mit Passwortschutz

Wir laden generell keine Videos von Lessons hoch, ohne sie vor unbefugtem Zugriff zu schützen und natürlich auch nicht ohne Eure Einwilligung. Es soll einfach ein zusätzlicher Service sein, um Euren Nutzen aus den Lessons weiter zu erhöhen.

Videolessons helfen Euch, bestimmte Techniken besser nachzuvollziehen. Ausserdem könnt Ihr so Eure Entwicklung über die Zeit sehr gut beobachten und seht Eure Fortschritte wachsen!

Passwortschutz

Mit dem Passwort und dem Link, die wir Euch zuschicken, könnt Ihr die Videos dann auf der Vimeo-Seite oder in der App anschauen. Der Nachteil ist, dass Ihr jedes Mal das PW neu eingeben müsst.

Video-Lesson Freigabe für Usernamen

Je nachdem, was für Euch besser funktioniert, könnt Ihr Euch einen (kostenlosen) Useraccount erstellen, uns Eure Usernamen mitteilen, und wir geben die Videos für Eure Usernamen frei. Das hat den Vorteil, dass Ihr über die Vimeo-Website oder die App jederzeit und überall Zugriff auf Eure Lessons habt, ohne Euch jedes Mal neu einloggen zu müssen.

Freigabe eines geschützten Vimeo-Albums

Um die Gesamtübersicht zu behalten, sammle ich alle Videos in einem Album, das nur die Videos der einzelnen Lernenden enthält. Das Album bekommt ein Passwort, und mit einer Eingabe könnt Ihr alle Videos in dem Album anschauen. Auf diese Weise habt Ihr immer alles im Blick, chronologisch sortiert.

Natürlich ist das ein freiwilliger Service, Ihr könnt gerne Eure eigene SDXC Karte mitbringen und die Daten offline selbst verwalten und es steht Euch natürlich frei, Eure Lessons gar nicht aufzeichnen zu lassen. Aber ich persönlich habe in Japan gute Erfahrungen gemacht, Lessons auf Video aufzunehmen und mit den Videos auch meine Notizen nochmal zu verifizieren.

Review: Osada-Workshops 2018

Yoko während der Live-Performance mit Osada Steve in der Harukumo-Juku

Im August hatten wir das erste Mal Steve bei uns zu Gast. Nachdem Yoko und ich beinahe zwei Jahre lang darauf hingearbeitet haben, war es endlich soweit, und Steve kam uns in der Schweiz besuchen und die berühmten Osada-Workshops endlich auch direkt bei uns zu organisieren.

In der Juku konnten wir ihn unterbringen und hier fand auch der Einzelunterricht statt. Yoko und ich habe die Stunden unterstützt, indem wir für die Lernenden Fotos und auf Wunsch Videos gemacht haben, so dass sich die Lerndenen und ihre Modelle voll auf die Lektionen konzentrieren konnten.

Inhaltlich stand die Interaktion zwischen dem Fesselnden und dem Modell im Vordergrund. Subtilität, Zurückhaltung und das Verstehen seines Gegenübers waren dabei die wichtigen Inhalte. Meistens wurde am Boden gefesselt, mit nur zwei bis drei Seilen, und zahlreiche Techniken waren inspiriert von Yukimura-ryû.

Es war für mich eine grosse Ehre, nicht nur, dass Steve so lange bei uns war, sondern auch, mitzuerleben, wie sich die Lernenden voller Neugier und Offenheit auf diese Herausforderungen eingelassen haben.

Osada-Workshops sind eine tolle Gelegenheit, sich in einer kleinen Gruppe mit dem Stil vertraut zu machen. Ausserdem spielt ide Gruppendynamik bei diesen Workshops eine grosse Rolle, so dass das Erleben nochmal intensiver wird.

Es ermöglicht uns ausserdem, so mehr Leuten Zugang zum Osada-Ryû zu geben, als wenn wir nur Einzel-Lektionen organisieren.

Neben den Einzelstunden hatten wir natürlich auch noch die Workshops. Zwei jeweils eintägige Workshop und einen zweitägigen Workshop konnten wir anbieten, so dass sowohl für unser Schweizer Freunde und Bekannten als auch für unsere Freunde im Ausland genug Möglichkeiten bestanden, von Steve zu lernen.

Neben den Workshops in der Juku hat Steve ausserdem an einem dritten Wochenende an zwei Tagesworkshops im Secret56 unterrichtet. Mit den Macherns des Secret sind wir ja seit langem eng befreundet, und als wir im Frühjar 2018 die Zusage hatten, dass Steve kommen würde, haben wir natürlich gleich den Kontakt gesucht. Durch die Vernetzung konnten wir einer noch grösseren Gruppe die Gelegenheit bieten, direkt bei Steve zu lernen, ohne nach Japan gehen zu müssen.

Die Workshops im Secret waren für grössere Gruppen ausgerichtet als in der Juku, so dass während der zwei Tage neben Yoko und mir auch Vinciens und Kenyade aus Wien als Co-Instruktoren eingeladen waren. Auf diese Weise konnten wir die hohe Betreuungsqualität aufrecht erhalten und dafür sorgen, dass alle Teilnehmenden ideal betreut waren.

Wir haben alle viel gelernt in diesen drei, fast vier sehr intensiven Wochen. Es war das bisher grösste Projekt der Juku, und auch wenn wir hier und da ein wenig improvisieren mussten, lief doch alles sehr gut. Wir sind jedenfalls schon gespannt, was das noch junge Jahr 2019 uns bringen wird!

Shibari-Interviews online!

Vor etwas mehr als einem Jahr habe ich ein kleines Videoprojekt begonnen. Ich wollte Shibari-Interviews führen, um fesselnde Menschen und Menschen, die sich fesseln lassen, mal ganz ungeschminkt zu zeigen. Hier möchte ich Euch kurz ein paar Hintergrundinformationen zu dem Projekt liefern… die Videos findet Ihr hier oder auf unserem Youtube-Channel.

Das Interview-Konzept

Der Clou: Meine Interviewpartner kannten die Fragen vor dem Interview nicht, mussten also spontan antworten. Dadurch waren die Antworten spontan und authentisch. Ich habe allen Interviewpartnern dieselben Fragen gestellt und so verschiedene Perspektiven einfangen können.

Dadurch hoffe ich, einerseits die Vielfalt der Erfahrungen abzubilden und gleichzeitig auch meinen Horizont zu erweitern, weil mich einige der Themen, zu denen ich Fragen gestellt habe, ja auch persönlich interessieren.

Das Interview ist in zwei Teile gegliedert: Allgemeine Fragen zu Technik, Ästhetik, Inspirationen und einen persönlichen Teil. Der zweite Teil geht stärker in die Tiefe und enthält Fragen nach dem eigenen Erleben der Interviewten sowie ihrem Verhältnis zum Fesseln und den Fesselpartnern.

Als Gesprächspartner habe ich mir ein paar meiner Freunde ausgesucht. Alle dieser Personen sind seit langen Jahren in der Fesselszene aktiv und haben umfangreiche Erfahrungen sammeln können. Ausserdem sind sie in einer grossen Bandbreite aktiv: Fesseln/sich fesseln lassen, unterrichten, ein Dojo oder eine Schule betreiben, Events organisieren, und so weiter. Dieses Raster war sehr grob, und natürlich spielte es auch eine Rolle, ob die Leute einerseits bereit sind, sich von mir interviewen zu lassen und auch genug öffentlichkeitsaffin sind, damit ich die Interviews hinterher veröffentlichen kann.

Die Technik

Die Videos habe ich mit meiner Nikon D750 aufgenommen, als Mikrofon habe ich eine Funkstrecke von Rode benutzt, das Rode Filmmaker Kit.

Die Nikon erlaubt Aufnahmen in Full HD, was mir wichtig war, und vor allem konnte ich so meine teure Ausrüstung mal auf eine neue Weise nutzen. Ich wollte ausserdem ein dezentes Mikrofon, das maximale Freiheit erlaubt, und gleichzeitig einen guten Ton abgibt, ohne, dass ich es komplex mischen muss. Und eine Funkstrecke ist auch einfach cool!

Für die Videobearbeitung habe ich Premiere Pro von Adobe genutzt, und ich muss sagen, es ging viel einfacher und intuitiver, als ich gedacht hätte. Bis allerdings der Vorspann fertig war, die passende (lizenzfreie!) Musik gefunden und heruntergeladen war, und die Fliesstexte langsam genug zum Mitlesen durchliefen, hat es einige Stunden Arbeit gebraucht.

Hochgeladen habe ich dann alles auf einem eigens eingerichteten Youtube-Kanal für die Juku. Erst mal nur als privat, damit ich weiter arbeiten konnte, ohne, dass sie schon öffentlich verfügbar waren. So konnte ich meinen Interviewpartnern Zugriff gewähren und ihr Feedback abholen, und dann alles finalisieren.

Die Shibari-Erkenntnis

Shibari funktioniert auf eine gewisse Weise. Es gibt eine innere Logik, und ästhetische Prinzipien. Bestimmte Fesseltechniken prägen den Umgang zwischen den Beteiligten. Gleichzeitig bringen wir alle bestimmte Erfahrungen mit. Aus unseren Beziehungen, unseren Hobbies, unseren früheren Erlebnissen, kurz: unserem gesamten Leben. Doch wie kommen wir denn zur „Shibari-Erkenntnis“?

In den Lessons habe ich bemerkt, dass Ihr alle Euch Shibari anders zu eigen macht. Wir alle greifen beim Lernen auf ganz bestimmte Erfahrungen zurück, um die Fessel-Situationen zu begreifen und in den eigenen Erfahrungshorizont einzubetten.

Manche von Euch orientieren sich am Tanzen. Das bedeutet, Ihr konzentriert Euch auf elegante, weiche, rhythmische Bewegungen. Und Ihr seid dabei sehr auf den Partner und seine Bewegungen konzentriert. Andere setzen komplexe visuelle Bilder um und ziehen Ihr Verständnis aus der visuellen Ebene. Ich selbst orientiere mich an den Gefühlen, die in mir ausgelöst werden.

Für mich als Lehrer ist es eine der grössten Herausforderungen, Euren Erfahrungshintergrund in Eurem Fesseln zu sehen, zu erkennen, und wertzuschätzen, denn dieses macht einen wichtigen Teil Eures Stils aus und trägt massgeblich zu Eurer Qualität als Fesselnde bei.

Wir alle haben andere Wege zur Erkenntnis. Ich selbst lerne nicht besonders viel daraus, mir Bilder oder Videos anzuschauen. Dafür lerne ich viel, wenn ich mit anderen zusammen Techniken ausprobiere. Wichtig ist dabei, dass es nicht „bessere“ oder „schlechtere“ Wege zur Shibari-Erkenntnis gibt. Das, was für mich funktioniert, ist das, was ich tun sollte.

Wer sehr gut visuell lernt, sollte sich mit dem Konzept des „Minarabi“ vertraut machen.

Shibari-Stile: Yukimura Ryû? Osada Ryû? Wie unterscheidet sich das?

Ich werde immer wieder gefragt, was eigentlich die einzelnen Shibari-Stile ausmacht oder wie sie sich unterscheiden. Die Antwort darauf ist nicht immer einfach oder leicht zu geben, aber als ich neulich mit meinem Modell genau darüber gesprochen habe, hat sie es so schön gesagt, dass ich sie gebeten habe, es aufzuschreiben.

Osada-Ryû ist sicher einer der bekanntesten Stile, und auch das Yukimura-Ryû hat in der Harukumo-Juku sein Zuhause gefunden.

Die folgenden Texte sind genau so, wie sie sie mir geschickt hat und ich möchte sie gerne mit ihrem Einverständnis Euch auch zugänglich machen. Mein Verständnis für die Shibari-Stile hat sich durch dieses Gespräch stark erweitert.

Yukimura-Ryû

Diese Art des Fesseln stellt für mich eine grosse Herausforderung dar und widerspiegelt die Unterwerfung. Die Interaktion ist oft auf ein Minimum reduziert und die Signale, die von dir an mich gelangen sind subtil. Schliesse ich die Augen, so fühle ich mich oft ganz alleine. Weil du mich in meinem Kopf alleine lässt. Ich muss die „Stille“ aushalten und achte auf jede Kleinigkeit. Und jedesmal muss ich selber entscheiden, ob ich warte oder nicht. Ob ich etwas probiere oder nicht. Jede Anweisung ist dann wie eine Erlösung. Eine Erlösung, die du kontrollierst, und wie eine Verdurstende nehme ich sie entgegen. Du bist das Zentrum von dem was passiert, oder eben nicht passiert.

Ganz schwierig wird es, wenn du mich zwingst, mich von dir wegzudrehen. Ich kann dich nicht sehen, nicht spüren und wenn ich dann versuche, mein Gesicht zu dir zu drehen, so stösst du es mit dem Fuss weg. Yukimura-Ryû tut in der Seele weh, nicht körperlich. Die Emotionen finden in meinem Kopf statt. Und du als Fesselnder weisst das. Warum denn sonst die tröstenden Worte und Gesten? Wenn dann die Berührungen und die Interaktion endlich zunimmt, dann ist es überwältigend und von einer ganz einen Art der Lust geprägt. Dafür Worte zu finden gelingt mir nicht.

Dadurch, dass diese Art zu fesseln so intim ist, fühlt es sich umso entblössender an, wenn du dann das Oberteil nach unten schiebst und alle es sehen können. Vor allem dann, wenn ich nur eine Handfessel trage. Ich könnte aufstehen und davon laufen. Tue es aber nicht. Fast immer hätte man genug Spielraum, sich wegzudrehen. Die Scham liegt nicht im Entblößt werden, sondern im Aufgeben. Irgendwie lässt man es zu. Es ist ein freiwilliges Unterwerfen und alle können es sehen. Im Nachhinein ist das oft schwierig für mich zu akzeptieren. Klar, du würdest unterbinden oder sanktionieren, wenn ich meinen zugewiesenen Raum verlasse. Aber soweit denke ich in diesem Moment schon lange nicht mehr.

Osada-Ryû

Diese Art zu Fesseln widerspiegelt für mich die Hingabe.  Es wird still im Kopf. Es ist wie eine Erlösung. Es ist die Kompression, die Hilflosigkeit und der Schmerz. All das nimmt den Platz im Kopf ein, wo sonst die Gedanken sind.

Es sind Ankerpunkte, auf die ich mich so stark konzentrieren kann, bis alles um mich herum verschwindet. Es gibt die anderen im Raum nicht mehr. Nur noch diese Situation und diese Gefühle, die du dann auslöst.

Es ist befreiend, weil ich habe die Verantwortung schon lange nicht mehr. Ich kann es geschehen lassen. Das bedeutet auch, dass ich die Lust und die Leidenschaft zulassen kann. Egal wer sonst noch anwesend ist. Grenzen scheinen nicht mehr zu existieren. Es ist wie ein Rausch der mich völlig unerwartet trifft und ich verstehe auch absolut nicht woher das kommt. Es ist nicht weniger Intim als Yukimura-Ryu. Aber ich kann die Sicherheit in den Seilen und in der Hilflosigkeit finden. Man unterwirft sich nicht, man wird unterworfen. Für mich persönlich ist das viel einfacher.

Shibari-Stile – Für jeden das Passende

Es gibt, wie Ihr seht, grosse Unterschiede in den Stilen. Diese haben verschiedene theoretische Grundlagen, zu denen wir auch hier noch ein paar Infos haben… es bleibt spannend!

Extasia 2016

Auch in 2016 waren wir wieder auf der Extasia, dieses Mal allerdings nur am Samstag und nicht an beiden Tagen. Die Extasia fand vom 2. bis 12. Dezember, Freitag bis Sonntag, statt. Stargast waren dieses Mal Micaela Schäfer und auch Lena Nitro war wieder mit von der Partie.

Die Extasia das Jahr war leider nicht ganz so schön wie in den Vorjahren. Bisher war sie ja immer im Eishockey-Stadion, auf dicken Gummi-Matten direkt auf dem Eis. Das hat zwar über mehrere Stunden für kalte Füsse gesorgt, war aber von der Location her grösser als es dieses Mal in der Messehalle war. Eine Menge Stände waren entsprechend gar nicht mehr dort vertreten und es schienen auch weniger Besucher zu sein als in den Vorjahren.

Nachdem wir schon erfolgreich an den Porny Days Ende November aufgetreten waren, war der grösste Druck natürlich schon ein wenig einer gewissen Routine gewichen, so dass wir uns mehr auf die Freude an der Performance konzentrieren konnten.

Yoko und ich waren dennoch gespannt, denn anders als im Vorjahr hatten wir dieses Mal den Zeitslot abends um 21 Uhr. Primetime, sozusagen, und erst unsere zweite gemeinsame Performance, beziehungsweise die zweite gemeinsame Choreographie.

Bühnenelement Extasia 2016
Bühnenelement Extasia 2016

Auch dieses Jahr hielt die Bühne einigeÜberraschungen bereit. Wie üblich gab es auf der Bühne einen kleineren Aufbau, auf dem das rote Interview-Sofa stand. Dieser Aufbau sorgte für eine Stufe, die zirka 50cm hoch war… und genau über dieser Kante befand sich der Hängepunkt! Schockiert machte sich daraufhin Jack the Rigger an die Arbeit und in Zusammenarbeit mit dem Organisator wurde wortwörtlich über Nacht vom Donnerstag auf den Freitag ein Bühnenelement mit passenden Füssen ausgestattet. Ohne diesen Einsatz hätten wir unmöglich auftreten können, da die Fesselnden sonst permanent mit einem Bein über dem Abgrund hätten arbeiten müssen und die aufgehängten Modelle ja direkt über der Kante wieder auf den Boden heruntergelassen worden wären. Das war leider wirklich nicht gut vorbereitet, was auch daran lag, dass dem Veranstalter nicht wirklich klar war, wie unsere Performances aussehen würden.

Futomomo
Extasia 2016 by Elena

Zum zweiten Mal hatten wir Elena dabei, die unsere Show fotografiert hat. Ihr zweiter Einsatz am Bühnenrand, umringt von den ganzen Profi-Fotografen (und denen, die sich dafür halten). Zu Beginn zeigten sich die anderen noch grossmütig und liessen ihr einen angenehmen Platz direkt vorne mit dem Hinweis, sie würden ja ohnehin „eher andere Dinge“ fotografieren als das, was von einer Bondage-Perfo zu erwarten war. Die Performance ging gut, deutlich besser und lockerer als in 2015. Damals musste Yoko mir noch mittendrin immer wieder mal zuzischeln, was jetzt als nächstes kommt, weil ich so nervös war, dass ich einen Teil des Ablaufs irgendwie nicht recht behalten konnte. Aber mit der zusätzlichen Erfahrung im Rücken ging es dieses Mal wirklich mit viel Engagement und Leidenschaft.

Extasia 2016 by Elena
Extasia 2016 by Elena

Kaum legten Yoko und ich dann aber los, war es mit der Grosszügigkeit schnell vorbei und Elena musste die Kamera trotz stossender Ellenbogen und drängender Knipser ruhig halten. Tja, sieht so aus, als hätten wir den Geschmack der Mehrheit getroffen. Gut, das ist auch nicht weiter verwunderlich, Yoko ist eine begnadete Performerin und man kann sich immer darauf verlassen, dass sie die Menge zu fesseln weiss.

Generell fand ich die Erfahrung völlig anders, auf der grossen Bühne zu stehen. Es war befriedigend und anregend, nicht nur eine „sportliche“ Herausforderung, sondern richtiges Shibari. Der Unterschied zu den intimeren Sessions in der Juku war natürlich da und deutlich spürbar, aber es war eben einfach eine Verschiebung der Schwerpunkte, nicht etwas qualitativ völlig anderes.

Insofern freuen wir uns auf die nächste Gelegenheit, einer interessierten Gruppe unser Shibari zu zeigen!

Nawagokoro

Nawagokoro – Ropesoul

A friend of mine from Buenos Aires, Harutsubaki-san, asked me to write a little something about this concept. First of all, I might have to concede that „nawagokoro“ is not a fixed concept, but rather a poetic, metaphorical expression. It describes a certain attitude or intuitive understanding of tying which is not easily learned or explained. I have no idea where or when it originated, but I think I migth have had some influence on it since I think I mentioned it to some people in the mid 2000s in Japan.

The term is a combination of two nouns: „nawa“ (rope) and „kokoro“. „Kokoro“ is an ambigious and interesting word. It can literally mean „heart“, „soul“, „spirit“ and „mind“. Depending on the circumstances, it emphasises physical or emotional/metaphysical aspects of „heart“. I think the most appropriate translation might, in this context, be „heart“, referring to the romantic image of the (physical) heart being the seat of the human soul or emotions.

A gifted bakushi does not only need to understand the rope technique, the patterns and all these technical elements, but equally important is the ability to understand the feelings of his partner. Nawagokoro expresses a special talent to quickly understand technical aspects and at the same time graps how these techniques influence his/her partner. But nawagokoro is more than that. Nawagokoro is also the passion for rope, a deep inner motivation to tie and more than that to connect through rope with another human being. Well, at least this is how I understand it.

Tying is a delicate process. The important thing about it is not merely to tie the body, but to tie the mind, the „kokoro“. I think that the most important part in tying is indeed interpersonal communication and the prerequisite for successfull communication is, in my opinion, empathy.

Someone with the „nawagokoro“ has empathy, technical understanding and can use his/her desire to create and enhance a very special feeling in his/her partner and any audience. To a degree, all these elements can (and need) to be practiced or trained (ideally with supervision from an experienced teacher). But some people bring more of it with them, even without ever having touched a rope, than others who might have tied for years already. Most of those gifted, rare creatures have „nawagokoro“, just like some people almost effortlessly learn languages or excel at sports.

This might sound like an unfair thing and, even worse, as a cheap trick to establish a category to draw a line between „good“ and „bad“ tiers. If someone steps on your toes, just discredit him by stating that no matter how skilled he might be, he lacks „nawagokoro“ and therefore will never understand the „true“ meaning of it all. There is a risk of this happening, yes, but that is neither what the idea is about nor what it should be used to. I prefer to think of Nawagokoro rather as an honorific term that is attributed to those we chose as our role models simply because we know that they have it when we see them tie.

Be open. Be frank. Be fair. Be quiet and admire the beauty of kinbaku whereever you encounter it.

Shibari-Performance an der Extasia 2015

Meine Partnerin Yoko Sumii und ich werden am kommenden Wochende (28.-29.11.) auf der Extasia in Basel unsere erste gemeinsame Shibari-Performance machen. Wir sind schon sehr gespannt wie es wird und sind diese Woche noch intensiv an den Proben.

Wenn ihr uns zusehen wollt, wir sind am Samstag um 17:30 und vielleicht noch ein zweites Mal am Sonntag um 15 Uhr auf der Hauptbühne zu sehen.

Nachtrag: Die Extasia ist gut gelaufen, hier gibt es ein Video von unserer allerersten gemeinsamen Bühnenperformance zu sehen. Es ist alles gut gelaufen, auch wenn mir etwas mehr Erfahrung sicher nicht schaden kann, und ich freue mich schon auf das nächste Mal!

Das war übrigens auch ein schönes Beispiel für „Engi“ seitens von Yoko, falls Euch die Theorie hinter den Performances interessiert… und hier noch ein Bericht über die Extasia als Ganzes.

Es wird sicher nicht unsere letzte Shibari-Performance gewesen sein!

Bakushi? Nawashi? Rigger?

Es gibt schon länger Diskussionen um die „richtige“ Bezeichnung für die Person, die fesselt. Ich glaube, es gibt hier keine eindeutige Antwort (wie so oft), aber es gibt ein paar Aspekte, die man bedenken sollte.

Meiner Meinung nach gibt es keinen wesentlichen Unterschied zwischen „Nawashi“ (縄師) und „Bakushi“ (縛師). „Shi“ heisst in beiden Fällen „Lehrer“ oder „Meister“, eine gängige Bezeichnung für Menschen, die ein spezielles Wissen haben oder über spezielle Fähigkeiten verfügen. Experten, in gewissem Sinne, mit einer Konnotation die sich mit dem Lehren diesen Wissens befasst. Die zweite Hälfte des Worts ist also schonmal gleich, das macht es etwas einfacher.

„Nawa“ bedeutet „Seil“, „Baku“ steht für „Eng fesseln“. Wir haben es also, rein von der wörtlichen Übersetzung, entweder mit einem „Seilmeister“ oder einem „Fesselmeister“ zu tun. Klingt jetzt erst einmal nicht so, als ob da ein grosser Unterschied bestünde… und meiner Erfahrung nach besteht der auch nicht. Es gibt verschiedene Interpretationen in Japan und vielleicht lässt sich da durchaus ein Trend ableiten: Der „Bakushi“ berauscht sich und sein Publikum an der Seilkunst, der „Nawashi“konzentriert sich auf die Kommunikation mit dem Partner und zaubert Emotionen hervor. Eine andere Unterscheidung besagt, dass der „Nawashi“ seine Seile selbst macht oder zumindest bearbeitet, während der Bakushi mit nur oberflächlich oder garnicht behandelten Seilen sich „nur“ aufs Fesseln konzentriert.

Ich glaube allerdings, dass diese Unterscheidungen aus zwei Quellen stammen. Einerseits ist Shibari in Japan Teil einer gut ausgebauten, kommerziellem Druck unterliegenden Pornoindustrie. Es herrscht Innovationsdruck und dazu braucht es immer neue Begriffe. Möglicherweise kommen die unterschiedlichen japanischen Begriffe einfach daher, dass „Bakushi“ härter klingt (wg. der Konnotation von „eng fesseln“) als „Nawashi“ oder die sprachliche Nähe zu „Kinbaku“ (緊縛) grösser ist. Die unterschiedlichen Erklärungen, die JapanerInnen heute abgeben, könnten aber auch daher kommen, dass irgendwann ambitionierte Ausländer gezielt gefragt haben, ob es einen Unterschied gibt… und auf einmal mussten die Japaner selbst über etwas nachdenken, das vielleicht vorher einfach nur so war wie es war.

„Rigger“ ist spannend. Dazu weiss ich nicht viel, aber ich finde die „technische“, professionell wirkende Bezeichnung interessant. Es scheint auf eine technisch versierte Person mit Spezialwissen zu verweisen, die aber eben auch irgendwie nicht sonderlich nach Nähe, Emotionalität, Verbundenheit klingt. Bevor ich mich aus dem Fenster lehne, lasse ich an dieser Stelle mal das wilde Assoziieren sein. In jedem Fall ist es möglich, dass die grosse Bedeutung die der technische Aspekt von Shibari zumindest in Europa hatte und hat, sich auch in der Bezeichnung „Rigger“ ausdrückt.

 

 

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