Es gibt schon länger Diskussionen um die „richtige“ Bezeichnung für die Person, die fesselt. Ich glaube, es gibt hier keine eindeutige Antwort (wie so oft), aber es gibt ein paar Aspekte, die man bedenken sollte.

Meiner Meinung nach gibt es keinen wesentlichen Unterschied zwischen „Nawashi“ (縄師) und „Bakushi“ (縛師). „Shi“ heisst in beiden Fällen „Lehrer“ oder „Meister“, eine gängige Bezeichnung für Menschen, die ein spezielles Wissen haben oder über spezielle Fähigkeiten verfügen. Experten, in gewissem Sinne, mit einer Konnotation die sich mit dem Lehren diesen Wissens befasst. Die zweite Hälfte des Worts ist also schonmal gleich, das macht es etwas einfacher.

„Nawa“ bedeutet „Seil“, „Baku“ steht für „Eng fesseln“. Wir haben es also, rein von der wörtlichen Übersetzung, entweder mit einem „Seilmeister“ oder einem „Fesselmeister“ zu tun. Klingt jetzt erst einmal nicht so, als ob da ein grosser Unterschied bestünde… und meiner Erfahrung nach besteht der auch nicht. Es gibt verschiedene Interpretationen in Japan und vielleicht lässt sich da durchaus ein Trend ableiten: Der „Bakushi“ berauscht sich und sein Publikum an der Seilkunst, der „Nawashi“konzentriert sich auf die Kommunikation mit dem Partner und zaubert Emotionen hervor. Eine andere Unterscheidung besagt, dass der „Nawashi“ seine Seile selbst macht oder zumindest bearbeitet, während der Bakushi mit nur oberflächlich oder garnicht behandelten Seilen sich „nur“ aufs Fesseln konzentriert.

Ich glaube allerdings, dass diese Unterscheidungen aus zwei Quellen stammen. Einerseits ist Shibari in Japan Teil einer gut ausgebauten, kommerziellem Druck unterliegenden Pornoindustrie. Es herrscht Innovationsdruck und dazu braucht es immer neue Begriffe. Möglicherweise kommen die unterschiedlichen japanischen Begriffe einfach daher, dass „Bakushi“ härter klingt (wg. der Konnotation von „eng fesseln“) als „Nawashi“ oder die sprachliche Nähe zu „Kinbaku“ (緊縛) grösser ist. Die unterschiedlichen Erklärungen, die JapanerInnen heute abgeben, könnten aber auch daher kommen, dass irgendwann ambitionierte Ausländer gezielt gefragt haben, ob es einen Unterschied gibt… und auf einmal mussten die Japaner selbst über etwas nachdenken, das vielleicht vorher einfach nur so war wie es war.

„Rigger“ ist spannend. Dazu weiss ich nicht viel, aber ich finde die „technische“, professionell wirkende Bezeichnung interessant. Es scheint auf eine technisch versierte Person mit Spezialwissen zu verweisen, die aber eben auch irgendwie nicht sonderlich nach Nähe, Emotionalität, Verbundenheit klingt. Bevor ich mich aus dem Fenster lehne, lasse ich an dieser Stelle mal das wilde Assoziieren sein. In jedem Fall ist es möglich, dass die grosse Bedeutung die der technische Aspekt von Shibari zumindest in Europa hatte und hat, sich auch in der Bezeichnung „Rigger“ ausdrückt.