Shibari funktioniert auf eine gewisse Weise. Es gibt eine innere Logik, und ästhetische Prinzipien. Bestimmte Fesseltechniken prägen den Umgang zwischen den Beteiligten. Gleichzeitig bringen wir alle bestimmte Erfahrungen mit. Aus unseren Beziehungen, unseren Hobbies, unseren früheren Erlebnissen, kurz: unserem gesamten Leben. Doch wie kommen wir denn zur „Shibari-Erkenntnis“?
In den Lessons habe ich bemerkt, dass Ihr alle Euch Shibari anders zu eigen macht. Wir alle greifen beim Lernen auf ganz bestimmte Erfahrungen zurück, um die Fessel-Situationen zu begreifen und in den eigenen Erfahrungshorizont einzubetten.
Manche von Euch orientieren sich am Tanzen. Das bedeutet, Ihr konzentriert Euch auf elegante, weiche, rhythmische Bewegungen. Und Ihr seid dabei sehr auf den Partner und seine Bewegungen konzentriert. Andere setzen komplexe visuelle Bilder um und ziehen Ihr Verständnis aus der visuellen Ebene. Ich selbst orientiere mich an den Gefühlen, die in mir ausgelöst werden.
Für mich als Lehrer ist es eine der grössten Herausforderungen, Euren Erfahrungshintergrund in Eurem Fesseln zu sehen, zu erkennen, und wertzuschätzen, denn dieses macht einen wichtigen Teil Eures Stils aus und trägt massgeblich zu Eurer Qualität als Fesselnde bei.
Wir alle haben andere Wege zur Erkenntnis. Ich selbst lerne nicht besonders viel daraus, mir Bilder oder Videos anzuschauen. Dafür lerne ich viel, wenn ich mit anderen zusammen Techniken ausprobiere. Wichtig ist dabei, dass es nicht „bessere“ oder „schlechtere“ Wege zur Shibari-Erkenntnis gibt. Das, was für mich funktioniert, ist das, was ich tun sollte.
Wer sehr gut visuell lernt, sollte sich mit dem Konzept des „Minarabi“ vertraut machen.
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