Hishi (菱) bedeutet „Wassernuss“ und ist eine wichtige Form im Shibari. Die Wasserkastanie ist Teil vieler japanischer Familienwappen, der so genannten „Kamon“ (家紋). Dabei wird sie als Raute dargestellt. Diese Darstellung ist etwa so wie in der europäischen Heraldik Lilien oder Rosen stilisiert abgebildet werden.

Illustration der Wassernuss (Trapa natans), Prof. Dr. Otto Wilhelm Thomé Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz 1885, Gera, Germany
Illustration der Wassernuss (Trapa natans), Prof. Dr. Otto Wilhelm Thomé Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz 1885, Gera, Germany

Die Wassernuss kommt in Asien, aber auch im Mittelmeerraum vor. Die Knollen dienten seit der Steinzeit bereits als Nahrung, und das nicht nur in Asien. Mittlerweile gilt sie, je nach Region, als schützenswerte oder invasive Art.

Die rautenförmige Darstellung wird oftmals „Diamond“ genannt. Das kommt aus dem Englischen, wo die Raute im Kartenspiel „Diamond“ heisst. Diese Bezeichnung ist also eine Übertragung aus dem Englischen, nicht aus dem Japanischen.

Selbst Anfänger lernen schnell, Hishi zu verwenden. Gerade symmetrische Muster werden so noch schöner. Bakushi können durch den geschickten Einsatz dieser Form zeigen, dass sie Kazari beherrschen. Vor allem, wenn die charakteristischen Rauten an unerwarteten Stellen auftauchen, wirken sie entsprechend.

Im Shibari kommen Hishi häufig als Stilelemente in vielen Mustern vor. Sie können improvisiert werden oder die Grundlage ganzer Fesselmuster bilden, wie zum Beispiel im Nijû-bishi. Im Aisatsu des Osada-Ryû kommen sie bereits im 9. Kyû vor und bilden wichtige Designelemente.

Nijûbishi, Frontansicht, mit doppeltem Hishi.
Nijûbishi-Muster mit doppelter Hishi-Struktur.

Wenn Bakushi spontan und kreativ Hishi in den Mustern einsetzt, zeigt dies Erfahrung und Können. Die Schenkel der Raute müssen dabei symmetrisch sein und die Form selbst muss leer bleiben. Linien, die den Hishi kreuzen und in Dreiecke unterteilen, würden das Element stören. Die Strenge Symmetrie des Hishi kann jedoch durch Kuzushii-nawa aufgebrochen werden.

Darstellung eines Tameshigiri aus der Great Encyclopedia Vol.2, 1927, Heibonsha-Verlag

Hishi-Pattern haben aber auch eine historische Dimension. Während der Edo-Periode (1603-1868) war es üblich, dass neue Katana im so genannten Tameshigiri auf ihre Schärfe getestet wurden. Dabei wurden zum Teil auch Strafgefangene oder Leichen verwendet. Hishi-Fesslungen wurden in solchen Tests benutzt, um den Körper möglichst lange zusammenzuhalten.