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Tension

Tension bedeutet wörtlich „Spannung“. Meist wird damit die Seilspannung gemeint, also wie eng oder locker gefesselt wird. Im Yukimura-Ryû bezieht sich das allerdings auch auf die emotionale Spannung im Modell und dem Bakushi. Beide Aspekte beeinflussen sich gegenseitig und können benutzt werden, um intensive Stimmungen zu erzeugen.

Das komplexe Verhältnis zwischen der Seilspannung und der emotionalen Spannung eröffnet ein eigenes Spielfeld, mit dem sich bereites ganze Sessions gestalten lassen. Wie in vielen anderen Fällen auch sind die Parameter enge/lockere Fesslung und niedrige/hohe emotionale Spannung beliebig kombinierbar.

Tenugui

Tenugui (手ぬぐい) sind schmale, rechteckige Handtücher. Sie sind 30 cm breit und 90 cm lang und aus dünner Baumwolle gefertigt. Tenugui werden unterschiedlich gefärbt oder bedruckt. Es gibt zwei Arten von Motiven: traditionelle Musterungen oder Bilder. Klassische Muster sind zum Beispiel gepunktete Mame-shibori oder Hishi-Formen.

Als Motive sind besonders Tiere oder Pflanzen, Familienwappen (Kamon, 家紋), traditionelle Karikaturen (Chôjû-jinbutsu-giga, 鳥獣人物戯画) oder Motive von Holzschnitten (Ukiyoe, 浮添え) beliebt. Es gibt zahlreiche traditionelle Muster, wie das gepunktete Mame-Shibori (豆絞り) , aber auch Wellen oder stilisierte Pfanzenblätter sind verbreitet.

Kendo-Kämpfer tragen sie unter dem Helm, um den Schweiss aufzufangen. Manche besonders schönen Tenugui werden auch als Bilder an die Wand gehängt.

Tenugui sind im Shibari als Augenbinden sehr nützlich. So fällt es den Ukete einfacher, sich auf die nonverbalen Kommunikation zu konzentrieren. Viele Bakushi nutzen Tenugui, um mit verbundenen Augen Pattern zu üben.

Teppô

Als die ersten Portugiesen im 16. Jahrhundert in Japan ankamen, führten sie bald Schusswaffen alias Teppô ein (鉄砲). Es sind diese Gewehre, die über die Schultern der Soldaten geschlungen wurden, die zuerst den Teppô-Shibari ( 鉄砲縛り) und später den Teppozuri (鉄砲吊り) alias Gewehraufhängung inspirierten.

Teppô-Shibari im Studio SIX.
Teppô-Shibari

Diese Aufhängung wurde durch den verstorbenen Shibari-Großmeister Akechi Denki (明智伝鬼) populär gemacht und ist sowohl auf Bühnen als auch im privaten Bereich sehr beliebt.

Trotz des traditionellen Namens ist dieses Muster keine klassisches Muster. Es gibt keine Vorlagen im Hôjô-jutsu oder anderen Handbüchern und Kampfkünsten, die diese Technik zeigen. Dieses Muster ist eeine moderne Interpretation traditioneller Themen im Shibari. Sie greift historische Bilder auf, nutzt aber Shibari-Ästhetik.

Ukete

Ukete (受け手) ist die Person, die das Seil empfängt. Alternative Begriffe wären „Bunny“ oder „Modell“. Ukete, wörtlich die „empfangende Hand“, ist ein geschlechtsneutraler Begriff und der Gegenbegriff zu Bakushi. Während „Modell“ sonst eher im professionellen Umfeld und „Bunny“ generell, aber mit Betonung auf den nicht-professionellen Gebrauch verwendet wird, ist Ukete noch ein recht neuer Begriff.

Ukete ist eine Rollenbeschreibung, die meist ausserhalb des Unterrichts verwendet wird. Ukete ist für alle Gender-Identifikationen problemlos möglich. Es gibt auch keine Unterscheidung zwischen Singular und Plural, Ukete bezeichnet also eine Einzelperson genauso wie eine Gruppe.

Dieser Begriff kann damit auf alle Geschlechtsidentitäten angewendet werden.

Yokozuri

Yokozuri (横吊り) bedeutet „seitliche Hängung“. Es ist die erste und grundlegendste Form der Suspension, die unterrichtet wird. Das Körpergewicht ruht dabei seitlich auf den Lagen des Takatekote am Oberkörper. Das verteilt die Last gleichmässig und sorgt für ein verhältnismässig komfortables Gefühl.

Yokozuri, ahown at Studio SIX, Tokio 2017

Der Yokozuri ist ein kreatives, verhältnismässig einfaches und sicheres Muster.

Ein Fuss bleibt bis unmittelbar vor dem Abheben am Boden, so dass Ukete selbst durch das Abheben des Fusses testen kann, ob die Seile richtig sitzen und wie gross die körperliche Belastung ist.

In der Regel besteht diese Form aus einer stabilen Oberkörper-Fesslung. Im Osada-Ryû wird dabei in der Regel ein Takatekote aus drei Seilen verwendet. Auch andere Oberkörpermuster sind jedoch möglich, wie zum Beispiel ein Nijûbishi.

Die Vorstufe ist der Kata-ashi-zuri, der eine Teilsuspension ist. Dabei bleibt ein Fuss auf dem Boden, so dass die Belastung für Ukete minimal bleibt. Aber bereits in dieser Stufe lassen sich zahlreiche schöne Bilder erzeugen und mit der Teilsuspension experimentieren.

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