Heute ist Yukimura-senseis Todestag. Am 3. März 2016 ist er seinem Krebsleiden erlegen, und heute jährt sich sein Tod bereits zum fünften Mal.
Yukimura-sensei war ein Mensch, der auf vielfältige Weise begabt war. Ein besonderer Lehrer, der etwas ganz eigenes zu geben hatte. Niemand hat das subtile Spiel mit den Emotionen durch das Seil so sehr perfektioniert wie er. Sein Stil ist einzigartig und hat eine Tiefe, die ihresgleichen sucht.
Alles, was uns heute bleibt, ist, sein Andenken weiter zu tragen. Sein Wirken beeinflusst das Studio SIX in Tokio, oder auch das Four Elements in Königswinter und wird natürlich auch bei uns unterrichtet. Sein Andenken lebt auch auf im Netz weiter, wo es eine lebendige Fangemeinde gibt. Anlässlich seines Todestages möchte ich ein paar Dinge mit Euch teilen, die mich immer bewegen, wenn ich an meine Zeit bei ihm zurückdenke.
Ein Mann vieler Talente
Neben seinem Shibari-Unterricht war er auch ein begabter Kalligraph. Seinen Schülerinnen und Schülern, denen er einen Namen gab, hat er auch immer eine Kalligraphie mit ihrem Namen gemacht.
Er hat sich sehr viel Mühe um seine Lernenden gegeben. Seine stille Aufmerksamkeit hat ihn ausgezeichnet wie kaum einen anderen Lehrer, den ich kenne.
Seine Lektionen waren ruhig und konzentriert und Seine Art zu unterrichten war sehr japanisch. Er hat nie viel gesagt, aber seine Lernenden stets ermuntert und gelobt, auch wenn man selbst nicht so recht wusste, was man gerade tat… oder ob man wirklich verstanden hatte, worum es bei diesen feinen Details genau ging.
Er wartete geduldig darauf, dass man es verstanden hat… den Weg zur Erkenntnis mussten wir aber selbst gehen.
Das war oft sehr schwierig, weil man natürlich nur durch das direkte Wiederholen der Übungen irgendwie herausbekommen musste, worum es eigentlich geht. Welches Potential die Techniken haben und wie sich alles durch die eigene Haltung, die eigenen Gefühle und die Situation an dem Tag verändert.
Sein Stil enthält viele Eigeneiten. Das Spiel mit dem Nawajiri gehört dazu, und auch die minimalistische und elegante Seilführung, die oft unterschätzt wird. Und natürlich das Spiel mit den Emotionen, das er immer mit bunten Metaphern aus dem Theater erklärte.
Ein Stück Familie
Es war normal, dass bei den Lessons auch mal Freunde, andere Modelle oder weitere Lernende dabei waren. Wir alle haben immer eine Kleinigkeit mitgebracht, ein paar Kekse, etwas Kuchen, Mochi oder so etwas, wie es in Japan üblich ist. Das wurde dann wähernd der Lektionen gereicht, Yukimura-sensei hat dazu Tee oder Kaffee angeboten. Es war ein bisschen wie Familie.
Sein Studio war nicht nur ein Ort, an dem man in privater Atmosophäre unterricht nehmen konnte, sondern auch eine Begegnungsstätte, an der man sich über den Weg lief.
Diese Atmosphäre, dieses familiäre und vertraute Miteinander, hat mich inspiriert. Man war ein Teil von etwas Grösserem und wurde so akzeptiert, wie man war. Zu seinem Todestag muss ich jedes Mal wieder an all die kleinen Momente und Gesten denken, die meine Zeit bei ihm so unvergesslich machen. Dieses Zusammengehörigkeitsgefühl, über verschiedene Kulturen, Generationen und Kontinente hinweg, wollte ich in der Juku auch haben, und an jedem 3. März, am Todestag von Yukimura Haruki, werde ich wieder an dieses Ziel erinnert.
Sensei, wir vermissen Dich. Es gab noch so viel zu lernen von Dir… aber keine Sorge: Wir geben alles, damit das Yukimura-Ryû weiterlebt!
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